Quantcast
Channel: .:snext_blog:. » kommunikationswahnsinn
Viewing all articles
Browse latest Browse all 2

Twitter – oder warum ich mich dem Kommunikationswahn verweigere

$
0
0

Twitter-LogoIch werde oft gefragt: “Sascha, warum twitterst du nicht?” Meine Antwort ist dann … Moment … Das stimmt nicht! Bisher hat mich noch nie irgendjemand nach meinem Twitteraccount gefragt. Keine Kunden, keine Freunde, nichtmals meine Mama. Warum nicht? Weil’s die nicht interessiert.

Ehrlich gesagt, ich kenne niemanden persönlich, von Angesicht zu Angesicht, der twittert. Wenn Klaus Eck, der PR-Blogger, twittert, geht das in Ordnung. Er muss ja, will er weiterhin kompetent über Online Reputation Management beraten. Aber selbst auf seinem Blog, so scheint es, kommentieren immer dieselben Leute die Twitterartikel. Erleben wir gerade vielleicht so etwas wie eine Twitterblase? Die vielleicht irgendwann sogar zu platzen droht?

Sehen wir uns das Twitterphänomen mal gänzlich objektiv an (das ist nämlich meine Spezialität: Dinge so objektiv wie möglich zu betrachten, ganz ohne Vorurteile, unvoreingenommen und unpolemisch). 90 Prozent der Tweets werden von 10 Prozent der Zwitscherer verfasst (laut diesem Beitrag hier , den ich hier gefunden habe). Das spricht dafür, dass es viele so halten wie ich: Mal anmelden, Account sichern, ein, zwei Tweets absetzen (man muss ja mitreden können) – und das war’s. Ganz ehrlich: Mir wird einfach nicht klar, wie ich Twitter als Marketinginstrument einsetzen könnte. Gut, ich könnte interessante Links twittern, auf Blogbeiträge hinweisen, … und was noch? Ich kann ja schlecht von einem Ghostwriting-Auftrag berichten, von einer Namensfindung oder von einem Konzept zur Produkteinführung, die erst noch bevorsteht. Und überhaupt: Das geht im Blog viel besser. Ich texte unter anderem für Maschinenbauer. Was haben die mit Twitter am Hut? Viele KMU sind mit ihrer Website schon überfordert und halten das Internet für ein notwendiges Übel. Kann ich ihnen auch nicht verdenken.

Aber die für mich viel wichtigere Frage ist doch: Wer liest meine Tweets?
[polemik]
Bisher beschränken sich bekannte Accounts rein auf die Kommunikationsbranche. Und werden auch nur in der Kommunikationsblase wahrgenommen. Korrigiert mich, wenn ich falsch liege. Natürlich erzählen gerade diese Leute, wie toll Twitter ist, wie viele Aufträge sie damit schon generiert haben. Klar, wenn mein Geschäft darin besteht, Twitterseminare zu veranstalten oder Leuten zu erklären, wie man via Twitter Aufträge generiert … Ihr seht schon, das ist fast wie bei einem klassischen Schneeballsystem: Ich twittere darüber, wie toll Twitter ist, und wie viel Geld ich damit verdienen kann. Du fragst mich, wie das geht, und gibst mir für meine Antwort Geld. Dann twitterst du darüber, wie toll Twitter ist …
[/polemik]

Twitter ist ein geschlossenes System. Es macht meine Welt nicht besser, vereinfacht gar nichts. Twitter ist nur noch ein weiterer Kanal, auf dem viele rumschippern, die meisten allerdings relativ ziellos. Was reiht sich als nächstes in die Riege des Kommunikationswahnsinns? Eine Twitter-SMS-Flatrate? 120 Zeichen auf die Handys seiner Follower? Kurzhologramme, in denen man pantomimisch sein gestriges Mittagessen darstellen kann? Und die spätestens nach zwei Wochen dazu genutzt werden, sein Marketingangebot zu tanzen?

Nein, nein, nein. Twittert ihr ruhig weiter, ich sehe euch zu und beobachte euch genau. Vielleicht folge ich euch sogar. Aber auf absehbare Zeit halte ich mich da raus.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 2